Efeu, ein Selbstklimmer

Er ist häufig, beliebt, gelitten und gehasst: Hedera helix aus der Familie der Araliengewächse. Um es gleich zu sagen: als Stadtgrün ist er unentbehrlich, da er platzsparend, ganzjährig und vor allem nachhaltig die Luft reinigt, – so stark sogar, dass er als Schlafzimmerpflanze empfohlen wird. Aber seine eigentlichen Stärken sind draußen.

Wir nutzen ihn als Bodendecker, Fassadengrün und immergrünen Sichtschutz, vor allem an schattigen, feuchteren Standorten, die ihm liegen und die wenige andere Pflanzen so gut vertragen. Er ist in allen Teilen giftig, vor allem in seinen Beeren. Er kann unbegrenzt klettern und hunderte Jahre alt werden, ist ab zehn erwachsen, d.h. blühfähig.

Vermehrung und Varianten

Die Vermehrung durch junge Triebe finden Sie unten im Abschnitt Vorteile. Man kann ihn auch in einer Vase bewurzeln lassen, als Zimmerschmuck, bevor man ihn eingräbt. Wer die Wahl hat, gibt ihm eine dunkel gefärbte Kletterhilfe, also den Lattenzaun nicht extra weißeln. Flächen zum Haften sind besser als reine Gitter. Wenn man ihn in der Wohnung hält, helfen zeitweilige Erholungszeiten im Kalten, um Milben vorzubeugen. Es gibt zehn Arten mit verschiedenen Blattformen und hellgelben Farbanteilen (panaschierten Blättern). In direkter Konkurrenz setzt sich der „gemeine“, grüne Efeu durch. Nach zehn Jahren werden seine Blätter runder, kompakter.

Vorteile

Er blüht spät im Jahr, ist daher eine Bienenweide in Mangelzeiten und ein Vogelfutter mitten im Winter. Wie erwähnt ist der Efeu eine der wenigen einheimischen Pflanzen, die Luftwurzeln ausbildet und Schadstoffe vollständig zerlegt, rückstandfrei „verdaut“. Messungen der NASA ergaben, dass er Nikotin, Benzol usw. absorbiert. 

Efeu beschattet flächig Boden, Wände und Baumstämme, mindert damit die Dürre und Überhitzung in Städten (s. Stadtklima). Am Boden hindert er andere Pflanzen am Austreiben, je nach dem ein Vor- oder Nachteil. An festen Wänden hält sich Efeu dicht und sturmsicher, sodass er zur Dämmung wird, vor allem gegen Sommerhitze. Er ist weniger brandgefährlich als viele künstliche Dämmstoffe, auch in der Entsorgung kein Sondermüll. Lässt man abgeschnittene Teile an einem Wandstreifen (z.B. oben zum Dach hin) hängen, überwuchert er sie in der Folgezeit wieder, ohne dass man Putzschäden riskiert. Er ist frostfest, als Klimmer unabhängig von Rankgerüsten, anspruchslos. 

Seine Vermehrung ist einfach und praktisch kostenlos: junge Triebe wurzeln zu jeder Zeit und „in jedem Dreck“. Ich habe für meine bisherige Efeuzucht noch nie Erde gekauft, sondern im Gemeinschaftspark groben Kompost gebildet oder nur zusammengekehrt.

Beim Entfernen kann Efeu die Wandfarbe auf älterem Putz mitreißen.
Der Putzschaden im Vortexgarten von Darmstadt in Nahaufnahme.

Nachteile 

Efeu hat auch „Haken“ Viele seiner Vorzüge können am falschen Ort zum Nachteil werden: Seine teilweise Ernährung aus der Luft macht ihn zum Gewinner gegen andere, schönere Nachbarn, wenn er sich Wände oder Bodenflächen teilen soll. Sein dichtes Blattwerk erstickt kleinere Wirte, wenn man ihn zu weit über diese wuchern lässt.  Und Entfernen kann durch seine Haftwurzeln schwierig sein (s. Fotos o.).  In diesem Fall rechtzeitig und regelmäßig schneiden, Totholz hängen lassen. 

Seine Kraft kann offene Mauerfugen weitern und Dächer vom Rand her unterwandern, zumal er Schatten nicht sehr verübelt. Daher auch hier den Standort bedenken, die Pflanze rechtzeitig kappen und jährlich nachschneiden, bevor ihre Triebe in Spalten dringen. Alte, erdige Mauern, in denen er Nahrung und Feuchte findet, sind dann in Gefahr, wenn man ihn unten kappt, und die hängengebliebene Pflanze aus den Haftwurzeln in den Fugen Nährwurzeln ausbildet. Diese Nährwurzeln können Sprengkraft entwickeln. Das heißt, alten Efeu an besonders altem Gemäuer entweder belassen oder komplett ablösen.

Efeulegenden 

Efeu „erwürgt“ keine Bäume. Er kann so weit hineinwachsen, dass er deren Krone verschattet, spätestens dann sollte man ihn zurückschneiden. Die Nähe zu Todesgedanken verdankt er seiner Tradition als Grabschmuck: „Efeu“ und „ewig“ sind wortverwandt, wahrscheinlich weil er immergrün und winterfest ist. 

Er vergiftet auch nicht seine Umgebung. Allerdings sollte der Mensch seine Früchte nicht essen, besonders Kinder nicht! Als Heilmittel findet er gegen Husten Anwendung. 

Er macht Mauern nicht brachial kaputt. Sandigen Putz, altes Holz stabilisiert er sogar und schützt gegen UV-Licht, Wind und Regen. Allerdings kann er unter Umständen (s.o.) vorhandene Spalten vergrößern und beim Entfernen lose Putz- oder Farbteile mitreißen… Fazit: Die Legenden übertreiben bestimmte Eigenschaften, die am einen Standort von Nachteil, am anderen von Nutzen sind.